Diesmal hatte besonders ich mehr Glück als Verstand: Da Coco des Öfteren auf Spirituosen-Messen arbeitet, wurde ich als notwendiges Anhängsel dazu eingeladen, sie auf einem Trip in die Ardbeg Distillery nach Islay zu begleiten!

Ehrlich gesagt, wäre ich nicht darauf gekommen, nach Islay zu fliegen um dem Whisky-Trinken zu frönen, aber glücklicherweise ermöglichte uns der Mutterkonzern Moët Hennessy genau dies! Ab Hamburg ging es mit British Airways und dem ersten Gin Tonic des Tages zunächst nach London Heathrow, wo wir ein spontanes Whisky-Tasting bekamen und von dort weiter nach Glasgow, wo wir nach 2 Pints Magners in eine kleine Propeller-Maschine von flybe. umstiegen um nach einer knappen halben Stunde Flugzeit am Islay Airport zu landen.

Just in time wurden wir dort von unserem Fahrer abgeholt und ins The Islay Hotel gebracht, welches auf die Rechnung von Glenmorangie ging. Ich muss sagen, wir fühlten uns wie Staatsgäste und ich kann es selbst kaum glauben, wenn ich mir das so recht überlege! Somit waren meine hohen Bar-Rechnungen der letzten Jahre nun zu einer reinen Investition in eine Reise nach Schottland geworden – verrückt!!

Am ersten Tag liehen wir uns gleich zwei Fahrräder bei Jim um flexibel zu Ardbeg und auch den anderen Distillen zu kommen, so groß ist die Insel eben nicht. Hier und da ein paar Hügel, dank den 21 Gängen aber überhaupt kein Problem. Einzig das raue Wetter machte uns am zweiten Tag einen Strich durch die Fahrradtour, sodass wir auf den Bus umstiegen.

Nach einem Kaffee und kurzen Rundgang durch den Souvenir-Shop startete unsere Führung durch die Ardbeg Distillery. Die Distillen sind  während der Führungen im Übrigen alle in vollem Betrieb, es wird also gearbeitet und man streunt in Begleitung durch die Arbeitsplätze der Maltmen und Warehouse Manager. Wäre in Deutschland wohl undenkbar, aber genau das will man ja schließlich sehen! Ich langweile Euch hier nun nicht mit dem Rundgang an sich und wann wie viel Wasser dem Barley hinzu gegeben wird und wie die einzelnen Stills erhitzt werden. Das seht Ihr Euch am besten irgendwann selbst an – ich kann es nur empfehlen!

Am nächsten Tag wollten wir das Tempo etwas steigern und machten am gleichen Tag erst Bowmore und danach Bruichladdich unsicher. Da wir den Arbeitsablauf nun schon kannten, beschränkten wir uns bei Bowmore auf ein Tasting. Natürlich waren wir ‘ne ganze Ecke zu früh dran und konnten uns in Ruhe in der Lounge umsehen, die gleichzeitig ein kleines Museum ist. An der Bar bekamen wir ein paar Drams nach Wahl, die später nicht im Tasting enthalten waren – kostenlos wie sich später heraus stellte!

Nach dem Mittagessen in Bowmore sprangen wir nun in ein Taxi um zu Bruichladdich zu kommen, denn laut dem Distillery Schedule (der überall auf Islay ausliegt) wurde die Zeit knapp um die letzte Tour des Tages dort zu bekommen. Aber unser Taxi-Fahrer hatte dafür volles Verständnis und fand es sehr lustig jemanden aus Hamburg durch den schottischen Regen zu kutschieren, erzählte uns von seinem anstehenden Karibik-Urlaub und donnerte mit einem Lächeln durch die per Roter Ampel gesperrte einspurige Straße:“You’ll get this tour, no problem, AYE!!” An der Distille angekommen, kurz inkl. nettem Trinkgeld bezahlt, sprang der Fahrer aus dem Wagen und schnappte sich die Dame von der Brennerei und verklickerte ihr ganz deutlich, das wir an dieser Tour teilnehmen werden, kein “wenn & aber”!! Das zweite Erlebnis als Staatsbesuch

Am nächsten Tag beim Warehouse Tasting bei Lagavulin floss der Whiskey direkt aus dem Cask! Einfach super! Darüber hinaus gab es für jeden ein Dram aus einem Faß von 1982, soll also heißen: Ein 31 Jahre alter Single Malt aus dem Hause Lagavulin… In London sollen Flaschen aus diesem Batch bis zu 1.500 Pfunden kosten!! Dabei lernten wir auch noch eine wichtige Lektion über Whisky vom guten Ian höchst persönlich: “What is the best whisky you can get?” -”That one you’re getting for nothing!” Thanks Ian!! Ein unglaublich freundlicher Kerl, der im Anschluß ans Tasting zu uns in die Lounge für etwas Smalltalk kam während wir uns dort frei an den Flaschen bedienen durften. Wir blieben hier natürlich nurwegen des starken Regens etwas länger (niemlas wegen der Selbstbedienung) und trafen ein Pärchen wieder, welches wir schon bei Bowmore kennen gelernt haben und verabredeten uns zum Abendessen in Port Ellen’s The White Hart Hotel – sláinte to you guys!!

Auf dem Rückweg ins Hotel wollten wir vorher noch einen Stop beiLaphroig einlegen und je nach dem an Tasting oder Tour teilnehmen. Wirklich nass bis auf Knochen stiefelten wir dort ins Visitor Center, noch bevor wir wirklich drin waren, fing uns schon ein Guide ab und fragte uns wie wir den aussähen – es bot sich ihm wohl ein gar jämmerliches Bild… Eigentlich wartete er unsere Antwort gar nicht erst ab, sondern manövrierte uns zum Tresen und schenkte uns zwei Drams Laphroig unserer Wahl aus. Dann erklärte er uns, dass wir hier wirklich zu spät dran waren und heute weder Tasting noch Tour für uns drin wären. Wir sollten uns deshalb auf eigene Faust im Museum umsehen und uns die Gläser nach belieben wieder auffüllen lassen. Zum Trocknen setzten wir uns in die Lounge und tranken noch ein paar Drams des wohl “besten Whiskys” – denn hier hatten wir nicht ein einziges Pfund bezahlen müssen!

Alles in allem ein wirklich wunderbarer Trip!! Wir waren sehr verwundert wie viele Deutsche und Schweden wir auf der Insel trafen. Die Schweden waren eher etwas jünger (Mitte 20 bis Mitte 30), wobei die Deutschen manches Mal klar am Rentenalter kratzten, was eine gewisse schrullige Art mit sich brachte. Teilweise lösten die Kommentare des selbsternannten Fachbesuchers ein missgünstiges Stirnrunzeln bei mir aus…

An dieser Stelle noch mal vielen Dank an Moët Hennessy für die Flüge und die Organisation, Ardbeg für die tolle Führung, den Kaffee und selbstverständlich den Whisky und natürlich Glenmorangie für die Übernachtungen im Hotel!! Wir waren nicht zum letzten Mal auf Islay, einer wunderschönen schottischen Insel mit menschen-leeren Stränden, jeder Menge Torf, einigen Schafen und unglaublich netten Leuten!!

Und Danke Coco, dass Du mich mitgenommen hast!  Slàinte mahth!