Den Jahreswechsel 2015/2016 verbrachte ich zusammen mit Coco in der Hauptstadt Schottlands – Edinburgh. Seit unserem Besuch behaupte ich, das Edinburgh ebenfalls die Welthauptstadt des Whiskys ist!

Edinburgh // Herr Lutz

Gut und günstig ging es mit easyJet per Direktflug auf die Insel, vor Ort quartierten wir uns zum aller ersten Mal via Airbnb ein. Meine generelle Skepsis gegenüber privater Unterbringung begründete sich in erster Linie darin, dass ich auf Reisen eigentlich nur Hotels gewohnt bin. Dank Rachel & Jamie werde ich diese Art der Unterbringung in Zukunft jedoch verstärkt nutzen und sie mit Sicherheit dem einen oder anderen Hotel vorziehen!

Grund unseres Kurztrips war Sightseeing und mal wieder Abschalten, dass neben der Altstadt auch der Whisky als Kulturgut gelebt wird, hätte ich nicht erwartet bzw. nicht in dem gebotenen Ausmaß!

Gleich im ersten Pub, den wir spontan ansteuerten, entdeckte ich ein breit gefächertes Whisky-Regal, an Auswahl so reichlich, dass wir uns erst mal ein Pint ordern mussten um die Lage zu überblicken – Volltreffer! Als bekennder Islay-Fan fiel mein Blick und meine Wahl auf einen Ardbeg 12 Years Old vom unabhängigen Abfüller Gleann Mór. Ich erwartete eigentlich nichts besonderes, jedoch sollte der Flaschentitel sich auf ganzer Linie einstellen: “A Rare Find”. Neben dem gewohnten Torfrauch brachte dieser Ardbeg eine Menge Meersalz und Gras-ähnlicher Frische ins Glas, ein wenig Karamell und Honig setzen meinen Edinburgh Einstand das Krönchen auf.

Nach dem einen oder anderen Pint in den Pubs der großartigen Old Town fanden wir gegen späten Abend den Weg in die Scotch Whisky Experience: Ein Whisky Museum, das diverse Tastings in jeder Preislage anbietet. Darüber hinaus einen Shop, mit unter anderem sehr interessanten Flaschen auch in Preisklassen jenseits der
Portokasse – zumindest der meinigen. Die weltgrößte Sammlung und Ausstellung an Scotch Whisky sahen wir uns jedoch nicht an, aus reinem Selbstschutz um nicht Nächte lang darüber zu grübeln, wie man die eigene Sammlung in diese Richtung erweitern könnte. Hier entschieden wir uns für die pragmatischere Variante und fanden uns an der Bar ein; überflüssig zu erwähnen, dass die dort tätigen Bartender über ein ausgezeichnetes Fachwissen verfügen. So war es für uns ein leichtes mit Hilfe des Tresenpersonals kurzer Hand unser individuelles Tasting quer durch die Karte und Regal zu veranstalten. Hin und wieder sollte man allerdings nach dem Preis des jeweiligen Drams fragen, da dieser schnell mal die 20, 30 oder 40 Pfundmarke reisst, aber auch dreistellig kann er werden, der Preis für 2cl feinsten Single Malt.

Edinburgh // Herr Lutz

Meine Highlights möchte ich wie folgt benennen:

  • Glenmorangie Taghta und zwar ein Glenmorangie, wie er im Buche steht. Geschmacklich irgendwo in der Ecke von Lasanta oder Quinta Ruban, wenn man denn Vergleiche ziehen möchte, dabei allerdings frischer und in sich komplexer, leider nur sehr schwer und damit recht teuer erhältlich.
  • Inchmurrin 18 Years Old aus dem Hause Loch Lomond soll nach Destillen-Angabe ein komplett naturbelassener Single Malt sein, er ist auf jeden Fall ungefärbt und nicht kühl filtriert, ob das den tollen Geschmack ausmacht? Ich möchte es mutmaßen. Mit jedem Schluck gelangt man gefühlsmäßig stetig weiter aus dem urbanen Umfeld hinaus aufs Land mit den grünen Wiesen und klaren Bächen. Bei aktuell ca. €65,- pro Flasche sollte hier niemand überlegen müssen!
  • anCnoc Rutter. Oft von anCnoc gelesen und gehört ließ ich mir gleich bei der ersten Silbe des Barmanns das Dram einschenken und bin seither begeistert! Der Torf von über 11 ppm IM GLAS(!!) und NICHT NUR am Barley kitzelt sofort an der Nase und im Glas findet sich kräftiges Leder und viele blumige Noten. Leider passte unser
    Rückflug nicht zur Lagerhaltung am Airport, sonst hätte ich vollumfänglich zugegriffen.

Über Edinburgh würde ich das Fazit fällen, das hier jeder gut aufgehoben und willkommen ist. Vom Craft Beer Liebhaber über den Gin Enthusiasten bis zu selbstverständlich jeder Form des Whisky Trinkers und dabei ganz gleich ob Gelegenheitsgenießer, Tasting-Veteran oder ganz und gar Neuling auf diesem Gebiet.
Niemand wird hier schief angesehen oder gar abschätzig für die persönliche Trinkgewohnheit kommentiert. So wie der Schotte eben ist: herzlich schroff und eben gemütlicher Natur. Ein nettes Wort, einen Probierschluck oder einen Tipp bekamen wir in wirklich jedem Pub und Fachgeschäft!

Tolle Leute, die Edinburgh eine wahrlich positive Atmosphäre verleihen.

Edinburgh // Herr Lutz

Photo credit: Coco Collmann