Anzeige – Am Rande von East LA grenzend an Downtown, den Fashion und Arts District befindet sich die Greenbar Distillery. Zunächst einmal die erste Brennerei in Los Angeles seit der Prohibition und auch sonst auf ganzer Linie – bisher – einzigartig.

…this is LA, California

Greenbar Distillery - East Los Angeles // Herr Lutz - www.herr-lutz.de

An einem Freitag Mittag hieß mich Bennett zu meinem angekündigten Besuch in seiner Destille willkommen. Nach einem kurzen Shake Hands ging es in den Tasting Room des ersten Stocks eines von außen mehr als unscheinbaren, aber für LA mehr als typischen Industriegebäudes am Ende oder Anfang, je nach persönlicher philosophischer Ausrichtung, der 8. Straße.
Rein dem äußeren Erscheinungsbild und mit dem Hintergrund bereits besuchter Brennereien in Schottland hätte ich hier niemals ein Spirituosen produzierendes Gewerbe erwartet.

Organic Tastes Better

Greenbar Distillery - East Los Angeles // Herr Lutz - www.herr-lutz.de

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Spirituosen, nicht nur Whiskey: Neben dem Getreidebrand, der selbstverständlich den Anlass meines Besuches bildet, wird neben Vodka, Gin und Rum auch eine breite Anzahl von Likören hergestellt, in Summe sind es aktuell 18 verschiedene Destillate. Sie alle eint neben der kalifornischen „wir machen das wie du es bereits kennst, nur eben ein bisschen anders“ Mentalität und – soweit möglich – lokalen Rohstoffen ein derzeit wohl auf der Welt einzigartiger Brennapparat.

Destillieren mit dem Prototyp seiner Art

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Das Herzstück der Greenbar Distillery bildet ein in vier Abschnitte aufgeteilter „Column Still“. Einziger Grund für die Unterteilung ist die Höhe des Lagerhallen-Daches, das bei etwa 7 Meter zu Ende ist. Grundsätzlich wäre dieser Still auch an einem Stück möglich gewesen, jedoch denke ich, dass er dann die 20 Meter Marke geknackt hätte.
Neben seinem doch recht ungewöhnlichen Erscheinungsbild hat er auch noch einen gravierenden Unterschied zu den bspw. Pot Stills aus Schottland. Es kann auf die Kommastelle genau die Temperatur für die jeweilige Destillations-Stufe eingestellt werden, somit wird ermöglicht, dass man nicht mit einer Gesamtsumme an Aromen in die Reifung gehen muss, sondern sich anhand der unterschiedlichen Temperaturen eine Art „Designer Spirit“ herstellen lässt, der genau die Menge des jeweiligen, gewünschten Aromas enthält, das man für ideal hält.

Fasslagerung in kalifornischem Ausmaß

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Mit den Besonderheiten aber bis hier hin noch nicht genug, hat man sich auch im Bereich der Fassreifung etwas eigenes einfallen lassen. In eigens bei der Tonelería Allary angefertigten 2.000, 4.000 und 7.000 Liter Fässern reift der Malz-Brand etwa ~3 Jahre und der Einflussnahme einer Vielzahl an Hölzern, die dem französischen Eichenfass hinzugegeben werden. Pro Fass nimmt das hinzugefügte Holz, bestehend aus Obstbäumen, Ahorn, Nusshölzern u.ä., etwa ein Volumen von 200 Litern ein. Nach ein paar Monaten hat das Holz dann so viel Destillat aufgesaugt, dass es innerhalb des Fasses herab sinkt und etwa auf halber Höhe bis zum Ende der Lagerzeit treibt. Die Hölzer sind allesamt auf individuelle Grade, zugeschnitten auf die jeweilige Holzart getoastet. In der Größe kann man nicht mehr von Chips sprechen, sondern eher von kleinen Brettern.

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Slow Hand Six Wood Whiskey

Das alles ergibt dann den „Slow Hand Six Wood Whiskey“ der Greenbar Destillery. Bisher gibt es zwei Abfüllungen, 42% und 57,5% vol. Alk.. Beide Brände sind im Aroma äußerst stark, sodass man das Öffnen der Flasche innerhalb eines geschlossenen Raumes sehr wohl wahrnimmt. Zunächst verkostete ich die schwächere, dann die Abfüllung mit 57,5% und danach wieder die herabgesetzte 42%-Version. Beide sind im Aroma, wie auch auf der Zunge sehr süß, gefolgt von deutlicher Zitronen- und Orangen-Aromatik, man meint teilweise bereits des Old Fashioned im Glas zu haben. Auf der Zunge ist es grundsätzlich eine Mischung aus gefälligen Malt Whisky, unterstrichen von der leichter Bourbon-Vanille-Holz-Note.

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Mein persönliches Fazit:

Der Whiskey ist gut, aber kein Whiskey, wie ihn die Bourbon Großmeister in Kentucky oder die Malt Virtuosen in Schottland kreieren. Der Whiskey, wie aber auch alle anderen Destillate der Greenbar Distillery haben vielmehr den Anspruch ein hochwertiges Produkt basierend auf „Organic Ingredients“ möglichst aus lokalem Anbau zu sein. Man möchte dem Barkeeper in der mittelklassigen Gastronomie ermöglichen, einen sehr guten Drink bzw. Cocktail mit dem vergleichbaren Aufwand eines Longdrinks bzw. Highballs zu mixen. In drei oder vier kurzen Arbeitsschritten muss ein wohlschmeckender Drink an den Gast gehen, den der geneigte Hobby-Bartender mit den eben beschriebenen Handgriffen „nicht versemmeln“ kann. Eine Auswahl an Rezepten findet man zur Veranschaulichung auf der Greenbar Homepage.

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Somit hat diese Brennerei durchaus ihr Berechtigung, ein Vergleich mit traditionellem Single Malt oder Bourb0n ist aber nicht angebracht und ferner auch eigentlich gar nicht möglich. Die schottische Malt und Grain Whisky, wie aber auch die amerikanische Bourbon-Gesetzgebung setzt enge, feste Regeln und Maßstäbe innerhalb derer sich die Brennmeister vergleichsweise nur gering bewegen können. Greenbar umgeht dies grundsätzlich dadurch, dass keiner der geschützten Begriffe wie Bourbon oder Malt Whisky verwendet wird.
In meiner persönlichen, sehr traditionellen und auch romantischen Betrachtungsweise der Kategorie Whisky und Whiskey wird Greenbar daher leider keine Rolle spielen können, da man bewusst und gezielt die Grenzen überschreitet und sich somit das Leben durchaus einfacher macht und ohne Umwege oder lange Lagerzeiten zu einem ausreichenden Ergebnis gelangt. Manch ein Bartender wird jetzt und in Zukunft widersprechen, da er mit dem Greenbar Portfolio einen auf seine Ziele ausgerichteten Drink im Handumdrehen an den Gast geben kann und die Fehlerquote gen Null schiebt.

Ich, der ich mich jedoch der puren Spirituose verschrieben habe, bleibe weiterhin den traditionell produzierten Whiskys und Whiskeys dieser Welt treu!

Wer wann immer auch die Möglichkeit hat, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, um sich die Greenbar Distillery einmal selbst anzusehen. Um die ganzen Phrasen wie „das ist etwas völlig anderes“ oder „kein Vergleich zu den Traditionalisten“ besser nachzuvollziehen zu können, empfiehlt sich der Besuch allemal. Hinzu kommt noch das soziale Engagement der Brennerei, wie unter anderem die Unterstützung der Hunger-leidenden Bevölkerung LA’s aber auch das Pflanzen eines Baumes pro verkaufter Flasche – GREENBAR DISTILLERY SUSTAINABILITY!

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