Was aus einer „Schnaps-Idee“ heraus entstand, wurde zu einer der neusten und gleichzeitig gefragtesten Whisky Brennereien der letzten Zeit. Die Rede ist von der kleinen Craft Whisky Distillery Stauning am Ringkøbing Fjord in Dänemark.

Stauning Whisky Distillery // Herr Lutz - www.herr-lutz.de

Anzeige – Ob ich Stauning Whisky kannte? Nein. Weder hatte ich bisher einen Tropfen des dänischen Destillats probiert, noch war mir zu den Hintergründen etwas Stichhaltiges geläufig. Natürlich hatte ich Kenntnis von der Sache an sich, dass ein paar Dänen wohl recht guten; wie man hörte; Whisky hervorbringen. Dies änderte sich schlagartig als Stauning Whisky über Umwege an mich heran trat und mir eine Einladung zum Besuch in Dänemark zukommen ließ.
Dem Internet sei Dank waren ein paar Key Facts schnell zusammengetragen und das Übernachtungstäschchen ist sowieso mehr oder minder stets abreisefertig, also auf nach Dänemark!

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Bevor ich zur Destille einbog, warf ich noch kurz einen Blick in den malerischen Hafen Staunings und die direkt an die Brennerei angrenzenden Kornfelder. Sofort festigte sich ein Eindruck von Entschleunigung und Authentizität, es wirkt stimmig und der erste Eindruck war ein guter. Selbstdarstellung im Internet deckt sich mit der Präsentation vor Ort, sie ist eins mit der Umgebung.

Stefan, der Master Blender und Destiller im Hause Stauning Whisky, empfing mich mit festem Händedruck und offenen Armen zum Blick in die Distillery und hinter die Kulissen. Schnell führte unser Gespräch zu den Besonderheiten, die Stauning Whisky auszeichnen und die Daseins-Berechtigung bilden.

9 Freunde teilen eine Leidenschaft

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Im Besucherzentrum, einem schönen großen Saal mit entsprechender Bestuhlung, stehen die zwei kleinen Brennblasen, mit denen im Jahr 2005 alles begann. Insgesamt neun Freunde trafen sich jährlich in einem Ferienhaus und teilten bei dieser Gelegenheit nicht nur eine entspannte Zeit sondern auch diverse Whiskys miteinander. Und wie es kommen musste, wenn neun Jungs zusammensitzen, stellte jemand die Frage, warum es eigentlich keine dänische Whisky Brennerei gibt? Von der Idee beflügelt vertagte man sich und holte weitere Informationen zu den rechtlichen Grundlagen, dem benötigten Material usw. usf. ein. Kurz darauf setzte man den Brand an und machte die ersten Schritte.
Natürlich lag zu diesem Zeitpunkt noch ein weiter Weg voller Probleme und Misserfolgen vor den neun Gefährten, denn allesamt hatten keinerlei praktische Erfahrung im Bereich Spirituosen. Vom Schlachter über Ingenieure bis zum Helikopter-Pilot waren illustre Berufsgruppen vertreten, aber niemand vom Fach. „Learning by doing“ oder „Versuch macht klug“ lauteten wohl die Überschriften dieser spannenden ersten Zeit.

Das Urteil von Jim Murray

Irgendwann nutzte man jedoch die Gelegenheit einer Whisky Messe, traf dort auf Jim Murray – dem Autor der jährlich erscheinenden „Whisky Bible“ – und überreichte ihm ein Sample Fläschchen des eigenen Machwerks. „Reminds me of an Ardbeg from the Seventies.“, kam Mr. Murray über die Lippen und hatte für die bis dato Hobby-Whisky-Brenner aus Stauning nur eine logische Konsequenz: Durchstarten!

So sammelte man das nötige Kapital bei Freunden und Familie, zog aus der bisher genutzten alten Schlachterei aus und in den aktuell in betrieb befindlichen, ehemaligen Bauernhof am Rande der Stadt Stauning. Den Kuhstall zur Mälzerei umgebaut, alte Geräte aus der Hand eines Milchbauern zum Maischebottich umfunktioniert und Brennblasen in Spanien nach schottischem Vorbild bestellt. Fertig ist die Farm Distillery Stauning Whisky!

Handgemachter Whisky

Farm Distillery – ehrlich gesagt, ist dies meine eigene und für mich persönlich am besten treffendste Beschreibung der Brennerei Stauning. Genau so stelle ich mir das Whisky Handwerk vor, wenn ich an schottische Brennereien in ihren Anfängen im 18. und 19. Jahrhundert denke. Alles, wirklich jeder Handgriff wird hier; zumindest noch bis auf Weiteres und mit kleinen Einschränkungen; manuell und mit Liebe zum Detail ausgeführt.
Die Einschränkungen der Handarbeit habe ich erwähnt, also liste ich sie kurz auf: Das Korn wird auf dem Därrboden mittlerweile maschinell gewendet, hier und da kommt ein Gabelstapler zum Einsatz. Das war’s dann aber auch schon. Die Abfüllung in die Flasche erfolgt von Hand, wie auch das Etikettieren. Die Temperaturen der Brennblasen werden analog pro Blase abgelesen, das Roggen-Malz sogar von Hand in die Trocknung geschaufelt. Im Endeffekt wie es auch bereits vor 200 Jahren gemacht wurde.

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Craft Beer ist wohl jedem mittlerweile ein fester Begriff, bei Stauning könnte man nun von Craft Whisky sprechen. Eine Micro Distillery mit einem Produktionsvolumen von ca. 200 Litern reinem Alkohol pro Tag, im Jahre erreicht man so 50.000 bis maximal 70.000 Liter reinen Alkohol, die dann für den Single Malt auf Ex-Bourbon Fässer von Maker’s Mark verteilt werden bzw. in neue Virgin Oak Fässer direkt aus der Küferei, die hauptsächlich für Maker’s Mark arbeitet. Da Stauning bisher noch keinen eigenen Küfer im Team hat, werden die Fässer unzerlegt über den großen Teich geschippert und bei Stauning (wieder) befüllt. Selbstverständlich wird auch mit anderen Finishes experimentiert, Sherry, Rum oder Portwein Fässer liegen bereits im Warehouse und wirken fleißig auf den Whisky ein.

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Das kostbare Gut

Der Whisky im Hause Stauning ist jedoch sehr rar, was zum einen natürlich an der niedlichen Produktionsmenge liegt, zum anderen, aber viel schwerwiegender, an der unglaublichen Nachfrage. Ein in die 0,5 Liter-Flasche abgefüllter Stauning Whisky ist meist innerhalb weniger Stunden komplett ausverkauft. Nur wenige Flaschen finden ihren Weg zu den Fachhändlern und noch kleiner ist die Anzahl derer, die ihren Weg über die Grenze nach Deutschland findet.
Jüngst wurde ein Vertrag mit den Profis von Weinquelle Lühmann geschlossen, die ab sofort die Distribution in Deutschland übernommen haben. In Absprache mit den dänischen Besitzern wird der geneigte Wiederverkäufer handverlesen ausgewählt, sodass es für die Händler quasi einen Ritterschlag bedeutet, wenn sie die Craft Whiskys aus Stauning im Sortiment führen dürfen.

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Aufgepasst: Am 21. Juli 2017 wird der Stauning „Kaos“ Whisky exklusiv für deutsche Kunden im Onlineshop der Weinquelle Lühmann erhältlich sein. Der Name geht auf den dänischen Politiker Thorvald Stauning zurück, der in seinem Wahlkampf den Slogan „Stauning eller Kaos“ (dt. Stauning oder Chaos) zurück. Außerdem hatte Stauning Whisky in der Vergangenheit Server-Probleme mit ihrem Webshop und so spielt die Namensgebung ebenfalls auf das damalige Chaos zwischen Kundenbestellungen, Server-Zusammenbrüchen und Whisky-Lieferungen. Man hat eben Humor 😉
Wie schon gesagt, wer ihn am Freitag bekommen möchte sollte sich den Tag rot im Kalender markieren und schnell sein. Ich mutmaße, dass spätestens am Abend alle Flaschen neue Besitzer gefunden haben werden!

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Stauning „Web KAOS“ – Schon von Anfang an wurde Stauning Whisky der berühmte Satz „Stauning eller Kaos“ zugerufen. Nun folgt eine passende und treffende Abfüllung – am Freitag on- und offline bei Weinquelle Lühmann zu beziehen

Selbst in der Brennerei gibt es derzeit keinen Whisky käuflich zu erwerben, weil schlichtweg keiner mehr da ist bzw. er momentan noch reift. Einzige Ausnahme bildet eine Distiller’s Edition, die Stefan Baumgart für die Besucher der Destille abgefüllt hat. Es handelt sich hier um eine Einzelfassabfüllung in 0,25 Liter-Flaschen für derzeit €54,- pro Stück. Lediglich eine Flasche darf pro Person erworben werden.

Seit 2009 produziert Stauning am aktuellen Standort im ehemaligen Bauernhof Whisky. Hergestellt werden Single Malts und Single Grain Whisky, die sich an den schottischen Whisky Gesetzen bzw. an den amerikanischen Bestimmungen im Hinblick auf den Rye orientieren.
Die Standards der Destille sind ein Single Malt namens „Traditional“ und ein Rye mit dem Titel „Young Rye“, der auf die erste Abfüllung zurück geht, als er mit gerade mal 18 Monaten und somit noch vor dem Erreichen des Whisky Alters abgefüllt wurde. Weiterhin gibt es einen getorften Whisky, den „Peated“, er trägt eine grüne Bauchbinde. Sondereditionen tragen stets eine rote Bauchbinde und selbstverständlich einen eigenen Namen. Demnächst wird sich ein mit Heidekraut geräucherter Whisky in das Portfolio einreihen, diese Information ist aber so frisch, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Name feststeht, lediglich die Banderole ist mit der Farbe pink bereits „recht“ sicher.

 

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Die Banderolen der bisherigen Abfüllungen im Überblick.

Bisher gab es insgesamt 35 offizielle Abfüllung in 0,5 Liter-Flaschen. Allesamt sind sie in der Vitrine im Besucherzentrum zu bewundern. Oft gibt es aber nur noch eine einzige Flasche, sodass weder Verhandlungen noch Gebote zu einer Verkostung führen. Das gesamte Schränkchen soll derzeit bereits den Wert eines Mittelklasse-PKW besitzen, Tendenz steigend.
Die Nachfrage und die verbundenen Preise sind natürlich auch ein Resultat der Qualität des Whiskys aus dem Hause Stauning. Der rare Whisky wird auch immer mal wieder bei diversen Wettbewerben eingereicht und räumt neben viel Lob auch immer wieder Auszeichnungen ab, wie bspw. der „Peated 2nd Edition“ bei den World Whisky Awards mit der Gold Medal in der Kategorie bester Single Malt unter 10 Jahren belohnt wurde.

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Auf Wachstum gepolt

Die Zukunftsaussichten für Stauning Whisky, seine Gründer und die stetig wachsende Zahl an festen Mitarbeitern scheinen unter einem sehr guten Stern zu stehen. Der Großkonzern und Whisky Gigant Diageo erhöhte unlängst das Firmenkapital durch den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung. Im Zuge dieser Investition befindet sich gerade eine neue Destille direkt neben der bisherigen Brennerei im Bau. Die Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme der neuen Produktionsstätte ist für ’20/’21 geplant. In den dann 24 neuen Kupferbrennblasen wird eine Verzehnfachung der aktuellen Jahresproduktion angestrebt, bis zu 900.000 Liter reinen Alkohols sollen möglich werden können.
Natürlich wird die neue Anlage größer und auch technische Raffinesse wird weiter Einzug halten, jedoch bleibt man beim ursprünglichen Konzept der kleinen Brennblasen. Die neuen Pot Stills werden nur minimal größer und werden ein um 100 Liter erhöhtes Fassungsvermögen besitzen.

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Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts soll bereits 2018 erfolgen.

Wer nun Lust bekommen hat und es mir in Form eines Besuches bei Stauning in der wunderschönen Urlaubsregion Ringkøbing an der dänischen Westküste gleichtun möchte, sollte sich in jedem Fall vorher anmelden und ein Ticket buchen, da die Führungen durch die Distillery meist ausverkauft sind:

Montag, Mittwoch & Freitag findet die Führung in deutscher Sprache statt,
Dienstag, Donnerstag & Samstag auf dänisch und zusätzlich gibt es am
Donnerstag noch eine Führung auf englisch.

Die Führungen starten jeweils pünktlich um 14:00 Uhr und dauern etwa 1 1/2 Stunden. Einer der verfügbaren 60 Plätze kostet DKK 50,- bzw. DKK 150,- inkl. der Verkostung von drei Stauning Whiskys @1cl.

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Stauning Whisky ist eine herzliche und sympathische Distillery mit einer leidenschaftlichen Führung und Mitarbeitern mit Verbundenheit zu Whisky, die man bereits beim Betreten des Hofes zu spüren glaubt. Besonders die Sonderabfüllungen und Experimente dieser unglaublich jungen Brennerei werden in Zukunft noch viel Beachtung finden!

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Stauning Whisky A/S – Stauningvej 38 – 6900 Skjern – Dänemark – info@stauningwhisky.dk – fon 004588442122